FOTOCLUB SCHONGAU e.V.
FOTOCLUB SCHONGAU e.V.

Schreibwerkstatt Landsberg und Fotoclub Schongau kreieren gemeinsam Kunst

Gemeinsam sind wir stärker, so lässt sich die geplante landkreisübergreifende Zusammenarbeit der Schreibwerkstatt der Volkshochschule Landsberg mit dem Fotoclub Schongau e.V. wohl am besten beschreiben. Vorgesehen ist, dass die Teilnehmer der Schreibwerkstatt Kurzgeschichten oder auch Gedichte und lyrische Texte verfassen und die Mitglieder des Fotoclubs Schongau dazu passende Fotos anfertigen. An jedem Freitag wird ein neuer Text als Fotoaufgabe an den Fotoclub übermittelt. Im Rahmen einer Fotochallenge haben die Mitglieder des Fotoclubs dann jeweils eine Woche Zeit, um ein passendes Foto anzufertigen. Ein paar Tage später wird das am besten zu dem Text passende Bild von den Autoren und Autorinnen der Schreibwerkstatt gekürt. Am Ende werden die Texte mit dem zugehörigen Foto zu einer Collage vereint und am 20. September als großformatige Ausdrucke zur 25. Langen Kunstnacht Landsberg präsentiert.

Pausenzeichen

Mit einem tiefen Seufzer klingt der letzte Ton vor dem langen Pausenzeichen aus. Schleicht sich wie ein Dieb in die Seele. Scheucht die Trauer auf, die dort Zuflucht gefunden hat. Die notierte Stille dröhnt in den Ohren. Das Pausenzeichen gibt dem Musikstück eine neue Wendung. So wie der Tod, der die verlässlichen Routinen und die Selbstverständlichkeiten des Lebens in Frage stellt. Der eine neue Lebensmelodie aufzwingt. Anders, ungewohnt, fremd. Es wird lange dauern, bis der Klang vertraut erscheint. Das Pausenzeichen irgendwann kein Stolperstein mehr ist, sondern ein Raum zwischen den Tönen, der eine neue Bedeutung gibt.

Ursula Pfaffeneder

Der letzte Gang

Das war es also, das Ende. So hatte er sich seine Zukunft nicht vorgestellt.

Der Henker schob ihn unerbittlich in Richtung der grob gezimmerten Treppe.

Frei sein hatte er wollen. Dafür bezahlte er jetzt mit seinem Leben. Doch das Gefühl von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, konnten sie ihm nicht wegnehmen. Das Gefühl, das ihn angetrieben hatte, als er mit den anderen Tagelöhnern, Kleinhäuslern und Bauern, durch die Lande gezogen war.

Wie gut es sich angefühlt hatte, auf Klöster und Herrenhäuser den roten Hahn zu setzen. Als sie es den feisten Pfaffen und anmaßenden Herren gezeigt hatten.

Der Richter trat vor und brach den Stab über ihm. Ein Geistlicher leierte für ihn nichtssagende Gebete herunter.

Würde ein barmherziger Gott verstehen, warum er sich mit der Waffe in der Hand für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzte?

Er spürte die Hände des Henkers auf seinen Schultern, der ihn auf die Knie zwang.

Er bereute nichts. Nur dass er seiner Frau und seinen Kindern nicht mehr beistehen konnte. Er hoffte, dass sie sich im Paradies wiedersahen. Das Richtschwert löschte alle Gedanken aus.

Klaus Pfaffeneder

Bis zum Horizont – und weiter

Eva hoffte, dass der Regionalbus endlich um die Kurve käme und das Warten ein Ende hätte. Ihr Rucksack war leicht. Schwer waren ihre Gedanken.

Vor einem halben Jahr hatte sie zufällig das Häuschen am Hang über dem Lago entdeckt, während sich die anderen Fahrtteilnehmer im Café vom Sonntagsmarkt erholten: „Affittasi“, zu vermieten. Ein Zauberwort. Später hatte sie dann das Häuschen online gemietet, hatte die Kaution und die ersten drei Monatsmieten überwiesen, ohne es von innen gesehen zu haben. Dafür und für die Zugfahrkarte heute an den Lago hatten ihre eigenen Ersparnisse gerade noch gereicht.

Es war leicht gewesen, vom Konto ihres Mannes abzuheben. Sie kannte seine Unterschrift. Auch wenn es viel war - dem Bankmenschen waren keine Bedenken gekommen. Sie hatte sich verdient, was sie für ein Jahr im neuen Leben brauchte. In bar. Wiedergutmachung gegenüber einem Ehemann, der sie zunehmend nicht mehr beachtete. Im Alter tat das noch mehr weh.

Ab heute hatte sie etwas Eigenes. Sie würde die Sprache lernen, sie würde Freundinnen finden. Hinter dem Horizont wartete ihr Leben auf sie.

Sabine Schaa-Schilbach

 

Jeder Fotograf, jede Fotografin hat das Thema auf seine/ihre spezielle Art gesehen. Da kamen für mich noch ganz neue Aspekte hinzu. Am besten wurde meine Sicht der Geschichte  durch das ausgewählte Foto getroffen: die Protagonistin, unsichtbar, noch im Dunkel, vor sich die Straße, die zu einem hellen Horizont führt, also in das neue Leben, dass sie sich erhofft.

 

Schwarz

 

Ich schließe meine Augen -alles ist schwarz

ein tiefes Loch in der Erde - schwarz

das unendliche Weltall - schwarz

allein tief im dunklen Wald - schwarz

die Augen vieler Menschen, der Spiegel der Seele - schwarz
die Angst eines Kindes bei Nacht - schwarz
wenn das Herz aufhört zu schlagen - schwarz
wo kein Licht ist, da ist es dunkel  - es ist schwarz

wo du bist, da ist Leben, Liebe

wo du bist, da ist Licht

doch du bist nicht mehr

alles ist schwarz 

 

Michael Wartini

Momente

 

Im Takt des fallenden Sandkorns vergeht rieselnd die Zeit

Moment für Moment
jeden Tag
jetzt
gerade
und hier

mit Achtsamkeit erlebt

verbleibt uns die Erinnerung
im wehmütigen Takt erlebter Momente 

 

Simone Nennmann

Die entscheidende Frage

Eines ist mir klar: Die nächsten Minuten werden über dein restliches Leben entscheiden. Nichts darf jetzt noch schief gehen! Zum letzten Mal überprüfe ich meine Kamera auf dem Stativ. Mit zitterndem Finger starte ich die Filmaufnahme, drehe mich um, gehe auf die Knie und blicke hoch. In der tief stehenden Sonne kann ich nur ihre Silhouette erkennen. Aber ich kann nicht mehr warten, es muss jetzt sein! »Maria«, beginne ich mit belegter Stimme. »Vor fünf Jahren haben wir uns an diesem Ort zu dieser Stunde das erste Mal geküsst.« Hinter der Kuppe beginnen die Alphornbläser wie von mir bestellt ihr »romantischtes« Stück zu spielen und ich fahre fort: »Du bist mein ein und alles, meine große Liebe. Ich möchte dich für immer auf meinen Händen tragen und frage dich: Möchtest du mich heiraten?« Erwartungsvoll blicke ich sie an. Doch ich kann ihre Reaktion im gleißenden Gegenlicht nicht deuten. Da verdunkelt eine Wolke die Sonne und ich starre in das Gesicht einer völlig fremden Frau! »Ich wäre geneigt ›ja‹ zu sagen, aber wir kennen uns noch gar nicht«, antwortet sie mit einem amüsierten Lächeln.

Jens Skowronek

 

Zu der fotografisch nicht ganz einfach umzusetzenden und dann auch noch wetterabhängigen Gechichte sind erstaunlich viele schöne Fotos eingetroffen. Das Foto von Andrea hat mir mit der Farbstimmung, den grandiosen Wolken und der Szene, die kurz vor "der entscheidenden Frage" spielen könnte, insgesamt am besten gefallen.

Das Dorf

Ich erinnere mich an alles. An die ersten zwölf Familien, die dem Versprechen auf ein eigenes Stück Land gefolgt waren; die die stolzen Bäume fällten und mich mit meinen Höfen und Feldern an ihrer statt errichteten. Ich erinnere mich an jeden Einzelnen von ihnen; auch an alle, die folgten. Die hageren Gesichter, die harten Körper; sie waren so, als sie kamen, und keine Generation sah je anders aus. Sie ruhen nun schon lange in meiner kühlen, feuchten Erde, sind in meiner sanften Umarmung mit dem Boden verschmolzen, dem sie einst ihre Schritte, ihren Willen, ihr Streben einprägten. Ich erinnere mich an jedes Jahr, die guten, aber auch die schlechten, in denen der Schnee die Ernte auf den Feldern erstickte und über Monate hinweg nicht mehr wich. Ich erinnere mich an den Hunger, das Leid. Ich erinnere mich an die Häuser, die zerfielen, als ihre Bewohner fortzogen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben fern von mir. Ich erinnere mich an die Letzten, die gingen; an die Natur, die sich zurückholte, was sie ihr entrissen hatten. Während auf den früheren Feldern die bunten Blumen blühen, erinnere ich mich an alles, was war. Doch wer erinnert sich an mich? 

Jacqueline Wibmer

 

Die Wahl fiel letztlich auf Andrea Erls Foto, das für mich die Verlassenheit und den Verfall des Dorfs und die gleichzeitige Rückkehr der Natur am schönsten einfing.

Zigaretten

Es war also soweit. Ihr ging es keinen Deut besser als den anderen. Familie gegründet, Karriereleiter raufgeklettert – während sie ihm den Rücken freihielt. Sie hatten beide einen Vollzeitjob, aber nur seiner war bezahlt. Und dieser Allerweltssatz! ›Ich geh mal eben Zigaretten holen.‹ Abgedroschener ging’s wirklich nicht, sie hätte ihm mehr zugetraut. Dabei hatten sie so viel vorgehabt. Erst fehlte das Geld, dann kamen die Kinder und schließlich fehlte die Zeit. Sie musste das Leben organisieren. Für sich. Für die Kinder. Eines nach dem anderen. Zu allererst würde sie sein Büro ausräumen. Für ihr Traumstudio. Dann könnte das Schlafzimmer getauscht werden. Reichten ja ein Einzelbett und ein halb so großer Kleiderschrank. Allmählich breitete sich Vorfreude aus – wie viel in ihrem Leben gab es nur seinetwegen so? Damit war jetzt Schluss! Der Schlüsselbund klirrte in der Schale. Wie elektrisiert erstarrte sie. »Bin wieder zurück!«

Karin Schweiger

 

Karin Schweiger hat sich die Bewertung nicht leicht gemacht und zum Ergebnis  mitgeteilt: "Ganz, ganz knapp vorn lag am Ende das Bild von Hans Thomas, aus dem die Aufbruchstimmung meiner Erzählerin spricht.

Der Fluss

Ich bin ein Fluss. Mein Name ist Lech. Ich entspringe in den österreichischen Alpen, fließe ein kleines Weilchen durch Tirol und schlängle mich dann durch Füssen, Landsberg am Lech und Augsburg. Ich bin stolz darauf, dass Landsberg mich im Namen trägt. Ich führe mal mehr, mal weniger Wasser. Größere Katastrophen habe ich nie angerichtet. Meine Wildheit wurde von Menschenhand gezähmt, meine Kraſt in nützliche Energie umgewandelt. Ich fließe immer in eine Richtung. Viele Jahre war ich damit auch zufrieden. Dann hörte ich von fremden Flüssen, die aufgrund der Gezeiten des Meeres in beide Richtungen fließen können. Mich packte der Neid. Getrieben von wildem Zorn raste ich ungebremst durch die mir bekannten Städte bis nach Marxheim – direkt in die Donau. Ihr klagte ich mein Leid. Die Donau lächelte nur milde und sagte: Ich fließe zehnmal länger als du, immer nur in eine Richtung. Komm, Liebster, folge mir. Lass uns eine glückliche Zeit miteinander verbringen, lass uns zusammen fließen, bis das Schwarze Meer uns wieder trennt.

Da verflog mein Zorn, und so schwammen wir eng umschlungen ins Schwarze Meer.

Gabriele Wibmer

Der erste Text „Der Fluss“ von Gabriele Wibmer erzählt vom Lech, der nicht mehr damit zufrieden ist, immer nur in eine Richtung zu fließen. Die Auswahl aus zehn Fotos fiel der Autorin nicht leicht, daher zog sie die gesamte Familie zur Entscheidung hinzu. Schließlich wählte sie das Bild „Der Lech im Abendlicht“ von Flori Schilcher. Ihre Begründung: „Es passt am besten zu meiner Geschichte, da es sehr ansprechend ist und die Weite der Strecke, die der Lech zurücklegt, deutlich erkennbar macht.“

Weitere Bilder zum Thema: Die entscheidende Frage

Weitere Bilder zum Thema: Der Fluss

Mittwochs ab 19:00 Uhr Clubabend im Gasthaus Keppeler

 

 

 

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